April 2016
Grabstätte Schlotthauber und Nachbargräber auf dem Trinitatisfriedhof
(Foto M. Kaden)
Auswahlkriterium: Material
Die Grabstätte Schlotthauber, zusammen mit den ihr benachbarten Grabmalen, befindet sich in Abteilung I gegenüber der Mauer, die diese von der Abteilung II trennt.
Eine Besonderheit dieser Grabstätten ist der Formenkanon der Grabmäler, so wie er vor allem gegen Ende des 19. und ganz zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf den Friedhöfen, vor allem in den größeren Städten Deutschlands, oft zu finden war. Sieht man genauer hin, erkennt man leicht, dass es sich um so genannte „Industriegrabsteine“ handelt – maschinell gefertigte Module, die sich mit einander kombinieren lassen. Sockel, Stele, Kreuz bis hin zum Obelisk finden sich hier versammelt. Grabmalproduzenten dieser Zeit, wie beispielsweise die Firma Thust aus Groß Kunzendorf in Schlesien, stellten sie her und vertrieben diese Grabmale als „Katalogware“.
Bei den hier betrachteten Grabstätten wurde ein tiefschwarzes Gestein verwendet. Es handelt sich, petrographisch gesehen, um einen so genannten Mikrogabbro. Das ist ein Gestein welches gangförmig in großen Gesteinskomplexen gebildet wurde und vorwiegend aus „dunklen“ Mineralen, wie Pyroxen und Magnetit, kombiniert mit Mineralen der Feldspatgruppe, besteht. Quarz fehlt weitestgehend. Diese Gesteine sind meistens sehr feinkörnig ausgebildet und deshalb sehr gut schleif- und polierbar. Sie kommen weltweit vor.
Im ehemaligen Deutschen Reich wurden diese Mikrogabbros vor allem aus Schweden bezogen. Als Handelsname bürgerte sich bald die Bezeichnung „Schwarz-Schwedisch“ oder „Schwarzer Schwede“ ein.
Am 16. April 2016, 15. Uhr, führen Mitarbeiter der Sektion Petrographie der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden zu gesteinskundlich interessanten Grabmalen auf dem Trinitatisfriedhof. Der Schwarze Schwede wird mit Sicherheit eine Rolle spielen.