Geschichte

 

Johannisfriedhof

Der Johannisfriedhof in Dresden-Tolkewitz nimmt eine Fläche von 24,6 Hektar ein und war bis zur Einweihung des Heidefriedhofs im Jahr 1936 Dresdens Hauptfriedhof

Seine Ursprünge reichen bis in das Jahr 1571 zurück als der Rat zu Dresden einen neuen Friedhof mit einer Begräbniskirche, den Kirchhof St. Johannis, anlegen ließ. Er wurde im Jahr 1575 geweiht. Dies war notwendig geworden, da der Frauenkirchhof und der Gottesacker am Bartholomäushospital nicht mehr ausreichten. Erweiterungen erfolgten 1633, 1680 und 1721. Im Jahr 1814 wurde der Friedhof geschlossen und verfiel bis zu seiner Säkularisierung im Jahr 1854 zusehends. Die Abräumung fand 1858 statt. Viele Grabdenkmäler wurden zerschlagen. Ein Teil von ihnen wurde sogar versteigert. Im Anschluss wurde das komplette Areal für 88.781 Taler veräußert und ist heute überbaut (Lingneralle).

In Folge des Anstieges der Dresdner Bevölkerungszahlen nach der Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1871 kamen die bislang bestehenden Friedhöfe der Residenzstadt an die Grenzen ihrer Kapazität. Im Tolkewitzer Tännicht vor den Toren der Stadt erwarb man deshalb 1875 mehrere Parzellen Land, um hier den neuen Johannisfriedhof anzulegen. Diese Pläne stießen bei den Tolkewitzer und Neuseidnitzer Villenbesitzern nicht auf Gegenliebe. Trotz aller Proteste wurde der Friedhof am 16. Mai 1881 durch Superintendent Moritz Franz (1816–1889) geweiht. Der Johannisfriedhof entstand in der Zeit, als in Deutschland aufgrund des raschen Wachstums die zentralen Begräbnisplätze an den Peripherien der Städte angelegt wurden. Die endgültige Gestaltung des Friedhofes erfolgte in mehreren Etappen über viele Jahrzehnte hinweg. Für das Wegenetz diente der Wiener Zentralfriedhof als Vorbild. Im Jahr 1894 wurde die imposante im Stil der Neorenaissance erbaute Friedhofskapelle eingeweiht. Entworfen hat das aus der zentral gelegenen Parentationshalle und zwei Leichenhallen bestehende Bauensemble der Architekt des Berliner Reichstagsgebäudes Paul Wallot (1841–1912). Im Jahr 1909 erhielt der Friedhof dann seine Umfriedung in Form einer Sandsteinmauer. Die prächtigen Hauptwege beeindrucken durch ihre prunkvollen Grabdenkmäler vor allem aus der wilhelminischen Ära.

Der Johannisfriedhof beherbergt neben heute vielen unbekannten Bürgerinnen und Bürgern der Stadt die Gebeine zahlreicher hervorragender Persönlichkeiten, darunter Industrieller, Wissenschaftler, Direktoren, Bürgermeister und Künstler.

Bedeutende Bildhauer und Architekten, beispielsweise Max Klinger (1875–1920), Robert Diez (1844–1922) und Johannes Schilling (1828–1910), schufen zahlreiche imposante Grabdenkmäler, die den Wohlstand des Dresdner Bürgertums in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg dokumentieren. Ähnlich wie die Wohnstätte sollte auch die letzte Ruhestätte mit ihren oft monumentalen Grabdenkmälern den gesellschaftlichen Rang demonstrieren.

Auch die im Zuge der ersten und zweiten Friedhofsreform (etwa 1905 bis 1930) umgesetzten künstlerischen und materialtechnischen Neuerungen sind an vielen Grabmälern belegbar.

Das dunkelste Kapitel seiner Geschichte erlebte der Johannisfriedhof im Februar 1945. In den Tagen nach dem 13. Februar 1945 bestatte man hier 3660 Opfer der Bombenangriffe vom 13. bis 15. Februar. Der in den 1970er Jahren zum Ehrenhain umgestaltete Begräbnisplatz mit einer Brunnenanlage erinnert an sie.

Der Johannisfriedhof ist auch heute für die Dresdnerinnen und Dresdner von vielfältiger Bedeutung. Für die einen ist er ein Ort der Erinnerung, der Trauer und des Gedenkens für die anderen bietet er Raum für Erholung und Entspannung. Aber vor allem ist er ein Ort der Begegnungen.

 

(Fotos M. Kaden)