Juli 2016
Grabstätte der Familien Günther und Birkner auf dem Johannisfriedhof
Auswahlkriterium: Architekt
Die Grabanlage befindet sich hinter der Friedhofskapelle unmittelbar an der Allee, die zum Tor zum städtischen Urnenhain führt.
Im Jahr 2016 gedenken wir des 150. Geburtstages des bedeutenden sächsischen Architekten und Kirchenbaumeisters Woldemar Kandler (* 5. Februar 1866 in Dittmannsdorf bei Nossen; † 11. November 1929 in Klotzsche bei Dresden). Über sein erstaunlich umfangreiches Werk, den Kirchenbau an der Grenze vom 19. zum 20. Jahrhundert betreffend, kann man sich in den entsprechenden Internetportalen schnell unterrichten. So sind in der deutschsprachigen Wikipedia 23 Neubauten von Kirchen, 13 Kirchumbauten, bzw. – erneuerungen sowie zwei nicht ausgeführte Entwürfe in Sachsen und Nordböhmen vermerkt.
Aber auch als Architekt von Grabstätten trat Kandler hervor. Ein berühmtes Beispiel hierfür ist das Grab für den auf dem Klotzscher Friedhof beigesetzten dänischen Nobelpreisträger für Literatur, Karl Adolph Gjellerup (1857-1919).
Auf dem Johannisfriedhof gestaltete Kandler nach 1912 (Jahr der Erstbelegung) die große Grabstätte für die Familien Günther und Birkner. Alle Elemente des großen Wandgrabmals mit seinem auffallend eingefassten Gärtchen sowie den imposanten Gruftplatten erzeugen, trotz der augenscheinlichen Monumentalität, einen harmonischen Eindruck und zeugen von der Meisterschaft des Architekten. Als Material entschied sich Kandler für „Untersberger Marmor“, einem Kalkstein, der im frischen Zustand leicht rosa bis rötlich gefärbt ist und im österreichischen Bundesland Salzburg seit Jahrhunderten gewonnen wird.
Übrigens würdigt die evangelische Gesamtkirchgemeinde Seiffen-Deutschneudorf-Deutscheinsiedel im Erzgebirge den 150. Geburtstag Kandlers, der ja die Kirche in Deutscheinsiedel entwarf, in diesem Jahr mit der Ausstellung „Kirchen bauen – Woldemar Kandler“. Sie ist noch bis Herbst dieses Jahres zu besichtigen. Alle Informationen findet man hier.
(Fotos M. Kaden)