Kriegsgräberführung (Mai 2019)
„Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts“
Eine Führung mit Heike Richter über den Johannisfriedhof am Sonnabend, 11. Mai 2019.
Das Wetter verhielt sich an diesem Nachmittag so, wie wir es eigentlich von vielen Führungen Christian Mögels gewohnt sind: Regen und einfach nur kalt. Trotzdem hatte sich eine kleine Gruppe eingefunden, um mit Heike Richter auf Spurensuche über den Johannisfriedhof zu gehen. Das Thema, was ihr schon so viele Jahre am Herzen liegt, ist kein bequemes – vor allem dann, wenn konkrete Schicksale von Menschen angesprochen werden.
An diesem Nachmittag ging es um solche Schicksale: um einen jungen Mann, der den 1. Weltkrieg überlebt hat und auf der Heimreise vermutlich an Spanischer Grippe starb, um ein Ehepaar, welches am 8. Mai 1945 Suizid verübt hat, um russische Zwangsarbeiter, die nahe der Friedhofsmauer verscharrt wurden, um Menschen, die während der Bombenangriffe auf Dresden im Februar 1945 qualvoll starben, …
Ein Schicksal hat die Gruppe besonders berührt. Wir besuchten die Grabstätte der Helene von Gersdorff – ein schlichtes Grab, von Efeu überwuchert. Der Stein fehlt. Die Grabstätte wurde von der Familie an den Friedhof zurückgegeben und soll nun bald wieder in einen würdigen Zustand versetzt werden.
Eine ihrer Vorfahrinnen, Henriette Sophie Freiin von Gersdorff stiftet im Jahr 1721 Teile ihres Gutes Hennersdorf in der Oberlausitz für die Einrichtung eines Armen- und Waisenhauses. Daraus entwickelte sich der Katharinenhof, der sich noch heute Menschen mit geistiger Behinderung annimmt. Helene von Gersdorff wurde am 22. August 1923 geboren. Sie war geistig behindert und fiel dem Euthanasieprogramm der Nazis zum Opfer. Genau an ihrem 20. Geburtstag, am 22. August 1943, wurde sie in der Tötungsanstalt Großschweidnitz umgebracht.
Die Wege zwischen den einzelnen Stationen der Führung waren von reger Diskussion erfüllt – Danke, Heike Richter!
(Fotos M. Kaden)