Kriegsgräberführung (Oktober 2015)

„Sind Kriegsgräber noch zeitgemäß?“

Eine Führung über den Johannisfriedhof am Sonnabend, 24. Oktober 2015,
mit Heike Richter

In Dresden gibt es nahezu auf jedem der 58 Fried- und Kirchhöfe Gräber mit Opfern kriegerischer Auseinandersetzungen. Viele dieser Anlagen werden zur Erinnerung an das Leid der Verstorbenen und deren Familien sowie als Mahnung für künftige Generationen dauerhaft erhalten und gepflegt. Rechtliche Grundlage dafür ist das Gesetz über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.

Doch können diese Gräber heute noch mahnen? Die meisten Ehrenhaine und Sammelgräber sind in keiner Weise vor Ort dokumentiert, nichts erzählt von den historischen Ereignissen, von den persönlichen Schicksalen der Menschen die dort begraben sind.

Unter der im Führungstitel gestellten Fragestellung führte Heike Richter über 20 Interessenten bei schönstem Herbstwetter über den Friedhof. Im Fokus standen dabei neben der Sammelgrabstätte für tschechoslowakische und polnische Widerstandskämpfer (1933-1945) Einzelgrabstätten, die aufgrund ihrer Inschriften auf berührende Einzelschicksale aufmerksam machen. Ihren Abschluss fand die Führung am Ehrenhain, der den Opfern der alliierten Luftangriffe vom 13.-15. Februar 1945 gewidmet ist. Mit ihm beschäftigen sich seit einigen Jahren Projektgruppen der 88. Mittelschule in Dresden. Das Areal wurde in den 1970er Jahren neu gestaltet, wobei die bis dahin dort Einzelgräber kennzeichnenden Grabsteine entfernt wurden. Diese Grabsteine entdeckten die Schüler im vergangenen Jahr im benachbarten Waldteil des Friedhofs wieder. Sie wurden von ihnen geborgen, gesäubert und vorerst am Rand abgelegt. Wie sie in die Gedenkstätte in Zukunft integriert werden, wird momentan von den Schülern, der Friedhofsverwaltung und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge diskutiert.

(Fotos M. Kaden)