Mai 2018

Grabstätte Staudinger auf dem Johannisfriedhof

Auswahlkriterium: Persönlichkeit

Die Grabstätte Staudinger befindet sich im Quartier 1 F am Weg entlang der Friedhofsmauer zum Urnenhain in der Nähe der Grabstätte Salbach (offizieller Plan des Friedhofs Nr. 95).

Richard Heinrich Otto Staudinger (* 2. Mai 1830 in Groß Wüstenfelde bei Teterow; † 13. Oktober 1900 in Luzern) verbrachte seine Kindheit in Mecklenburg. Nach dem Abitur ging er 1849 nach Berlin, um Medizin zu studieren. Nach zwei Semestern wechselte er in die Naturwissenschaften und promovierte mit der Arbeit „De Sesiis agro Berolinensis“ zum Dr. phil. Seit seiner Kindheit beschäftigte er sich mit der Natur und sammelte Käfer und Schmetterlinge. Diese Leidenschaft sollte prägend für seinen Lebensweg werden.

1857 heiratete er Malwine Franziska Cäcilie, die Tochter des Entomologen Carl Grabow (1790–1859). Der Ehe entstammen zwei Kinder, wovon die Tochter, Carmen Dolores Staudinger, 1880 den dänischen Entomologen Andreas Bang-Haas (1846–1925) heiratete.

1859 zogen die Staudingers nach Dresden (Lüttichaustraße 21, heute Hans-Dankner-Straße). Hier begann Staudinger den Handel mit Insekten zu professionalisieren. Er war Initiator des „Entomologischen Vereins Iris“ in Dresden und pflegte internationale Kontakte. Im Jahr 1864 ließ er, sozusagen als zweites wirtschaftliches Standbein neben dem Insektenhandel, das Dianabad (Wannen-, Dampf und Römisches Bad) auf dem Grundstück Bürgerwiese 15 errichten. Das Bad bestand bis 1900.

Im Jahr 1874 zog dann die Familie nach Blasewitz. Die Villen Diana (heute Loschwitzer Straße) und ab 1884 dann die Villa Sphinx (heute Prellerstraße) dienten der Familie als Wohn- und Firmensitz.

Die Firma „Staudinger & Bang-Haas“ war ein renommiertes und florierendes Unternehmen. Die reichhaltigen Bestände wurden durch eigene Expeditionen oder über Handelskontakte aufgebaut und weltweit veräußert. Staudinger arbeitete wissenschaftlich und publizierte. Drei Kataloge, die die Schmetterlingsfaunen speziell Europas und der Paläarktis beschreiben, die er zusammen mit Maximilian Ferdinand Wocke (1820–1906) in den Jahren 1861, 1871 und 1901 herausbrachte sind heute noch wichtige Literatur zum Thema. Teile seiner eigenen Sammlung und Teile des Firmennachlasses sind heute noch erhalten und werden an der Humboldt-Universität zu Berlin und an den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden kuratorisch betreut und erschlossen.

Die Grabstätte befand sich im schlechten Zustand. Nur die stark korrodierten Schmetterlinge erinnerten an den berühmten Entomologen. Bürgerliches Engagement ermöglichte die Restaurierung in den Jahren 2017 und 2018.

(Fotos M. Kaden)