November 2017
Grabstätte Pöppelmann auf dem Johannisfriedhof
Auswahlkriterium: Persönlichkeit
Die Grabstätte Pöppelmann befindet sich im Quartier 4J, direkt am Weg gegenüber der Mauergrabstellen.
Am 6. November 1947 starb der Bildhauer Peter Pöppelmann im Alter von 81 Jahren in seiner Villa an der Dohnaer Straße an den Folgen einer Lungenentzündung. Der aus der münsterländischen Kleinstadt Harsewinkel stammende Künstler hatte sich nach einer Holz- und Steinbildhauerlehre und ersten künstlerischen Schritten in Münster 1890 in Dresden niedergelassen. Dort trat er in die Werkstatt von Curt Roch ein und erwies sich trotz fehlender akademischer Ausbildung als so befähigt, dass er sich nach wenigen Jahren selbständig machen konnte. Erste bedeutende Aufträge erhielt er aus Freiberg, wo er für die Jakobikirche den Portalschmuck und für die Petrikirche den leider abgebauten Bergmannsaltar schuf. In Dresden war er zusammen mit Hans Hartmann-MacLean an der Gestaltung der Brüstung der Orgelempore der Kreuzkirche nach dem Brand des Jahres 1897 beteiligt, ehe er den Auftrag für die Gestaltung des Portals der Christuskirche in Strehlen erhielt. Die Reliefs an den Bronzetüren und vor allem der große thronende Christus können ohne jeden Zweifel als sein bedeutendstes sakrales Werk betrachtet werden.
Hinzu kamen die Teilnahme an Wettbewerben für Denkmale und Aufträge für die künstlerische Gestaltung vieler an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entstehender öffentlicher Gebäude. Neben Kinderfriesen am Georgentor und Skulpturen am Ständehaus an der Brühlschen Terrasse sind vor allem seine Aufträge für den künstlerischen Schmuck des neuen Rathauses zu nennen. Während die Skulpturen für die Fassaden in der Bombennacht des 13. Februar 1945 verloren gegangen sind, blieben drei der vier Skulpturen, die er für den Rathausturm schuf erhalten: die allegorischen Darstellungen der Liebe, der Hoffnung und der Klugheit.
Allerdings schuf Peter Pöppelmann, der mit dem Zwingerbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann nicht verwandt ist, nicht nur Auftragswerke für kirchliche und öffentliche Bauten, sondern war auch als frei schaffender Künstler tätig. Seine Werke wurden regelmäßig sowohl in Dresdener Ausstellungen als auch überregional gezeigt und fanden so viel Zuspruch und Anerkennung, dass nicht nur die Königliche Skulpturensammlung unter Georg Treu sich zu Anschaffungen entschied, sondern unter anderem auch das Museum für bildende Künste in Leipzig und die Berliner Nationalgalerie. Seine Skulptur der ‚Badenden‘, von der es wenigstens sechs Güsse gibt, wurde sogar auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 gezeigt. Außerdem gelang es ihm auch, seine Werke an private Sammler zu verkaufen. Das künstlerische Können Pöppelmanns, der in den Blasewitzer und Loschwitzer Künstlerkreisen verankert war und unter anderem zur Goppelner Künstlergruppe zählte, fand auch die Anerkennung der Kunstakademie Dresden. Obwohl er dort nie als Lehrender tätig war, folgte auf Ernennung zum Mitglied der Akademie im Jahr 1907 zwei Jahre später die Verleihung des Titels Professor.
Die Erfolge, die Pöppelmann vor dem Ende des 1. Weltkriegs erzielte, sollten sich in den Jahren der Weimarer Republik und während des Nationalsozialismus nicht fortsetzen. Als Gründe dafür lassen sich die mit dem modernen Bauen ausbleibenden öffentlichen Aufträge ebenso nennen wie die Schwierigkeiten des Kunstmarktes in der Inflationszeit nach dem 1. Weltkrieg und während der Weltwirtschaftskrise. Darüber hinaus ist in Rechnung zu stellen, dass Pöppelmann stilistisch in dem Bewährten verharrte und sich modernen Strömungen der Kunst nicht öffnete.
Auf seine Verbindung zum Goppelner Künstlerkreis verweist auch der Grabstein für Peter Pöppelmann auf dem Johannisfriedhof (Grabstelle: 4.I. Reihe 01 Grabnummer 36/37/38). Auf der 160 cm hohen Stele aus Meißner Granit ist zunächst der Name von Federico Ritter zu finden, der lange in Mexiko als Kaufmann gelebt hatte und ein Bruder des Malers Wilhelm Ritter war. Bei der darunter stehenden Elena Scholz, geb. Ritter, handelt es sich vermutlich um eine Tochter Federico Ritters. Zenaida Pöppelmann, geb. Rivas – nicht Rios wie auf dem Grabstein – ist eine Stieftochter von Federico Ritter. Daher liegt die Vermutung nahe, dass Peter und Zenaida Pöppelmann, die 1900 geheiratet haben, sich bei Treffen des Künstlerkreises um Wilhelm Ritter kennengelernt haben. Peter Pöppelmann hat seine Frau um 15 Jahre überlebt. Die Urne auf der Grabstele ist ein Werk Pöppelmanns. Sie zeigt auf der Vorderseite im Relief einen auf einer Wolke stehenden Engel mit offenem Haar. Dieser ist in ein langes beinahe durchscheinendes Gewand gehüllt und blickt den Betrachter aus einem offenen Gesicht freundlich an. In seiner linken Hand hält er einen Palmwedel, die rechte ist mit einer einladenden oder segnenden Bewegung leicht nach vorne ausgestreckt, als wolle er den Verstorbenen in das Himmelreich einladen. Das Relief auf der Rückseite zeigt den auf einer Wolke stehenden und zum Himmel auffahrenden Christus, umgeben von mehreren geflügelten Putti.
Eckhard Möller
- Vorderseite
- Rückseite
(Fotos M. Kaden)