„Wahrer Genuss ist unsterblich“ (Juni 2022)

19. Juni 2022 – diesem Tag fieberten wir alle entgegen! Die Idee zu dieser neuen Führung entstand im vergangenen Jahr beim geselligen Austausch während unseres Grillfestes. Geschichtliches spielt bei uns immer eine große Rolle. Dresden war nie eine Stadt der Schwerindustrie aber immer eine der Genussmittelherstellung. Fabrikanten und ihre Familien wurden damit reich. Ein standesgemäßer Bestattungsplatz war auf jeden Fall immer auch der Johannisfriedhof – viele von ihnen fanden hier ihre letzte Ruhestätte.

Die Vorbereitungen für diesen Tag waren immens und es war ein richtiges Gemeinschaftsprojekt, an dem sich alle Mitglieder des Freundeskreises in unterschiedlicher Art eingebracht haben. Es wurden Biografien und Firmengeschichten recherchiert. Abbildungen der Persönlichkeiten in Archiven und Publikationen ermittelt. Der Leipziger Grafiker Ulrich Forchner zauberte aus unseren Vorlagen ausdrucksstarke Porträts, die wir großformatig auf Rollups drucken ließen. In kreativen Vorbesprechungsrunden entwickelten wir dann den Rundgang und überlegten uns, wie wir unseren Gästen die entsprechenden Köstlichkeiten anbieten.

Ausgewählt haben wir den Industriellen und Produzenten des Odols, August Lingner (1861-1916), den Zigarettenhersteller Georg Anton Jasmatzi (1846-1922), den Erfinder der Worchestersauce Dresdner Art, Carl Schmieder (1879-1945), den Weinhändler Christian Georg Löschcke (1830-1908), den Küchen- und Gefrierschrankhersteller Carl Eschebach (1842-1905), den Schokoladenproduzenten und Erfinder des Tellapfels, Heinrich Christoph Vogel (1844-1911) und den Pianohersteller Max Friedrich Zimmermann (1861-1937).

Der Stadtbezirksberat Dresden-Blasewitz unterstützte unser Vorhaben mit der Finanzierung der Rollups großzügig – ein besonders herzlicher Dank dafür! Und Presse und Fernsehen berichteten im Vorfeld über unsere Aktion und die „Eintrittskarten“ waren deshalb schnell vergeben.

Der 19. Juni war ein heißer Tag und die Temperatur klettert auf weit über 30 ° Celsius. Dank einer ausgeklügelten Logistik war der Aufbau, wie am Ende auch der Abbau, der Stationen schnell bewerkstelligt und wir konnten ab 14 Uhr in zwei Durchgängen 40 Gäste über den Friedhof führen.

An den Grabstätten wurden die hier ruhenden Persönlichkeiten und ihre Firmen in Wort und Bild vorgestellt und es gab natürlich Kostproben zum Genießen. Odol bei Lingner – wegen des guten Geschmacks, echter Orienttabak zum Riechen bei Jasmatzi, Dresdner Worchestersauce im Vergleich zum englischen Original bei Schmieder. Bei Löschcke konnte man sich an einem guten Glas Weißwein oder einen Becher Traubensaft stärken und beim Eisschrankhersteller Eschebach verwöhnten wir unsere Gäste mit Eiskonfekt. Am Grab des Mitbesitzers der Schokoladenfabrik von Hartwig und Vogel wurde natürlich der legendäre Tellapfel kredenzt und für den sinnlichen Abschluss der Führung sorgte Klaviermusik an der Grabstelle des Pianoherstellers.

Die Resonanz auf diese Veranstaltung war riesig und wir freuen uns, dass wir an diesem Tag viele Menschen etwas glücklich gemacht haben. Nachfragen erreichen uns auch noch Wochen später, so dass wir ernsthaft über eine Wiederholung nachdenken.

Übrigens: Still beobachtet wurde unser Treiben die ganze Zeit.

Fotos B. Bechter, J. Lange, A. Kaltofen, M. Kaden