Zum Steinerweichen (Juni 2022)

Das Wetter war eigentlich so, dass man lieber ins Freibad gehen oder in aller Ruhe auf einer schattigen Garten- oder Parkbank entspannen würde – über 30° Celsius schreckten aber die 15 Besucherinnen und Besucher nicht ab, an unserer Führung über den Johannisfriedhof teilzunehmen. Da wir diesmal viel Anschauungsmaterial dabeihatten, kam auch wieder einmal die altbewährte Schubkarre zum Einsatz. Dort fand auch eine Kühltasche ihren Platz und das erfrischende Mineralwasser, was wir angeboten haben, fand schnell Abnehmer.

Auf dem Johannisfriedhof hat sich in den letzten Jahren, was die restauratorische Seite betrifft, viel getan. Und so stellte Dana Krause beispielsweise die Grabstätte Gukassian vor, die mit ihrer Engel-Seelen-Gruppe des Bildhauers Selmar Werner (1864-1953) ein herausragendes Kunstwerk beinhaltet. Bis vor einigen Jahren befand sich die Anlage in schlechtem Zustand. Risse durchzogen die Plastik, die Wand war einigen Stellen so verworfen, das Einsturzgefahr bestand. Anschaulich berichtete Frau Krause über die Restaurierungsarbeiten.

Der Steinmetz Thomas Thiel sorgte für interessante Diskussionen, in dem er beispielsweise an der monumentalen Grabstätte der Familie Krompholz erklärte, wie tonnenschwere Gesteinsblöcke transportiert, und an der Grabstelle zusammengesetzt werden.

Martin Kaden stellte die an den Grabstellen verwendeten Gesteine vor. Gesteinsbestimmungen an Grabmalen sind oft nicht einfach zu bewerkstelligen – verbietet es sich doch von selbst, eine sonst bei den Petrographen wichtige Methode anzuwenden, nämlich eine frische Bruchstelle mittels Hammerschlags zu erzeugen. Die ist wichtig, um den Mineralbestand des Gesteins optisch zu ermitteln. An einer Plastik der Künstlerin Julie Genthe (1869-1938) wurde erklärt, wie das Gestein mittels Vergleichsproben und entsprechender Literatur dennoch seine Herkunft verrät.

Trotz der Hitze waren alle zufrieden: die Gäste und wir, die wir uns jedes Jahr immer etwas Neues ausdenken.

Fotos D. Krause und M. Kaden